Erfahren Sie mehr über hochfunktionalen Autismus in Form des Asperger-Syndroms.

Das Asperger-Syndrom wurde erstmals im Jahr 1944 durch den österreichischen Kinderarzt und Heilpädagogen Hans Asperger dokumentiert. Unter diesem Begriff versteht man eine tiefgreifende, neurologische Entwicklungsstörung im Autismus-Spektrum, an deren Ursachen bis heute geforscht wird und die sich bei Betroffenen sehr unterschiedlich äussern und auswirken kann. Wie bei allen Störungen im autistischen Spektrum gibt es auch für das Asperger-Syndrom bislang keine Heilungsmöglichkeit; es besteht ein Leben lang. Zwar existieren Therapien, welche bei Betroffenen einzelne Symptome davon lindern können; eine Änderung der Grundsymptomatik ist dadurch jedoch nicht zu erwarten.

Was zeichnet hochfunktionale Autisten aus?

Viele Menschen im Autismus-Spektrum verfügen über eine normale bis überdurchschnittliche Intelligenz, ein ausgeprägtes Talent zur Sachanalyse und Lösungsentwicklung sowie ein Auge fürs Detail. Auffallend viele Betroffene besitzen ein spezifisches Interessengebiet, auf dem sie über ein umfassendes Wissen besitzen. Dazu gesellt sich eine hohe Gedächtnisleistung, ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein und eine rasche Auffassungsgabe, was insbesondere auf Interessengebiete zutrifft. Häufig wählen sie Berufe in der Wissenschaft, in kreativ-gestalterischen Anstellungen oder in der Informatikbranche, in denen genau diese Fähigkeiten gefragt sind und gewinnbringend eingesetzt werden können.

Das Asperger-Syndrom ist keine Krankheit, sondern eine neurologisch bedingte, tiefgreifende Entwicklungsstörung, welche von Geburt an lebenslang besteht. Im Leben betroffener Personen gibt es kaum einen Bereich, welcher davon unberührt bleibt.
Was sind die „Nebenwirkungen“ des Asperger-Syndroms?

Betroffene erleben aufgrund ihrer autistischen Veranlagung oft erhebliche Schwierigkeiten im beruflichen und privaten Alltag. Dazu gehört insbesondere die soziale Interaktion; betroffen ist das intuitive Erkennen und Anwenden nonverbaler und verbaler Kommunikation. Auffallend ist auch, dass viele autistisch veranlagte Personen längeren Augenkontakt mit dem Gegenüber vermeiden. All dies führt dazu, dass viele Menschen im autistischen Spektrum soziale Situationen als äusserst kräfteraubend empfinden und sich zurückziehen. Darüber hinaus sind autistisch veranlagte Menschen zumeist sehr geräusch-, geruchs-, und berührungsempfindlich, da ihrem Gehirn gewisse „Filterfunktionen“ für die Umwelt fehlen. Deswegen sind ritualisierte, klar strukturierte Tagesabläufe und Umgebungen für betroffene Menschen wichtig, ebenso eine klare, eindeutige Kommunikation.

Den «Vorzeige-Autisten» gibt es nicht. Jede von Autismus betroffene Person besitzt ihre eigenen Stärken, Schwächen, Prägungen, Charakterzüge und Eigenschaften – genauso wie jeder nichtautistische Mensch.
Video zum Thema: „Sensory Overload“

Einigen Menschen im autistischen Spektrum fällt es schwer, intensive visuelle und akustische Sinneswahrnehmungen gleichzeitig zu verarbeiten. Das Video auf der rechten Seite vermittelt Ihnen, wie sich ein „Sensory Overload“ ungefähr anfühlt und wie er sich auf das tägliche Leben der Betroffenen auswirkt. Warnung für fotosensitive Personen: Das Video enthält Lichteffekte wie Flackern und Blitze.

Wie ist das Asperger-Syndrom auf Geschlechter verteilt?

Was die Geschlechterverteilung anbetrifft geht die Forschung gegenwärtig davon aus, dass von neun betroffenen Menschen acht männlich sind. Diese Annahme ist jedoch umstritten: Gegner dieser Meinung argumentieren, dass sich das Asperger-Syndrom auf weibliche Betroffene anders (im Sinne von „weniger offensichtlich“) auswirke als auf männliche; ausserdem sei es bei weiblichen Betroffenen bislang kaum studiert und dokumentiert worden. Dies würde bedeuten, dass eine unbekannte Dunkelziffer weiblicher Betroffener existiert und das Verhältnis von acht männlichen bei neun Betroffenen sich künftig noch verschieben könnte.

Wie verbreitet ist das Asperger-Syndrom?

Zum Prozentsatz, den Menschen mit Asperger-Syndrom an der Weltbevölkerung ausmachen, lässt sich nur eine vage Angabe tätigen: Die deutsche Philipps-Universität in Marburg beziffert das Verhältnis bei 2,5 bis 48 Betroffenen bei 10‘000 Menschen. Andere Quellen gehen hingegen von einem Durchschnittsverhältnis von 1:110 aus, was einem Bevölkerungsanteil von 0,9 Prozent entspricht. Die zahlenmässigen Abweichungen lassen sich durch die Anwendung verschiedener Diagnosekriterien begründen. Bei einer Weltbevölkerung von durchschnittlich 7,1 Milliarden Menschen im Jahr 2014 würde dies bedeuten, dass weltweit ungefähr 63,9 Millionen Menschen vom Asperger-Syndrom betroffen sind, davon allein 72‘000 in der Schweiz. Zum Vergleich: Das „Stade de Suisse“ in Bern bietet bei Fussballspielen rund 31‘000 Zuschauern Platz. Mit allen Asperger-Betroffenen in der Schweiz liesse sich dieses Stadium theoretisch mehr als zweimal füllen!

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